Die Frage, worauf ein Auszubildender bei der Berufsunfähigkeits-Versicherung achten muss, ist oberflächlich schnell zu beantworten. Eigentlich auf nix besonderes. Es ist schon lobenswert, dass jemand in so jungen Jahren an eine Berufsunfähigkeits-Versicherung denkt.
Aber im Detail gibt es dann doch so einiges, worauf ein Auszubildender bei der Berufsunfähigkeits-Versicherung achten muss. Denn für gewöhnlich hat ein Azubi kein Geld. Und häufig auch noch keinen Plan, was später mal sein soll. Ich kann also noch nicht so passgenau meine Ausgaben absichern, wie es eigentlich sein sollte.
Worauf muss ein Auszubildender bei der Berufsunfähigkeits-Versicherung achten?
Deshalb muss ein Auszubildender bei der Berufsunfähigkeits-Versicherung schauen, dass er möglichst viele und möglichst flexible Nachversicherungsgarantien hat. So kann er zunächst mal nur seinen persönlichen Bedarf absichern. Also nur das, was er tatsächlich für sich ausgibt. Essen, Trinken, Wohnen, Fortbewegung. Ohne Partys. Sollte der Azubi später heiraten und Kinder kriegen, ist es über die Nachversicherungsgarantie ohne erneute Gesundheitsprüfung möglich, die Rente bei Berufsunfähigkeit zu erhöhen.
Bei Auszubildenden ist es nicht unbedingt wichtig, dass der Versicherer bei der Nachversicherung die Prämie nicht auf Grundlage des neuen Berufs berechnet. Denn in den allermeisten Fällen zahlt der Azubi nach dem Ende der Ausbildung nicht mehr. Wichtiger ist, dass es viele schnelle Erhöhungsmöglichkeiten gibt. Gut finde ich als Ereignis den 18. Geburtstag und Abschluss der Ausbildung. Aber auch Hochzeit, Finanzierung einer Immobilie und Kinder sind sinnvolle Möglichkeiten. Am besten ist es immer, wenn ich auch ohne Grund erhöhen kann.
Die meisten Nachversicherungsgarantien sind aber auf 2.500 Euro begrenzt. Wenn ich jetzt schon weiß, dass ich später mal höhere Ausgaben als das haben könnte, sollte ich besser 2 Verträge abschließen.
Lohnen sich Starter-Policen für den Auszubildenden?
Ich kann also über die NVG einen anfangs niedrig abgeschlossenen Vertrag nachträglich erhöhen. Dafür gibt es doch auch die sogenannten Starter-Policen. Das ist aber nur selten sinnvoll. In den meisten Fällen zahle ich zu Beginn einen niedrigeren Beitrag, der sich nach 5 und/oder 10 Jahren erhöht. Unterm Strich sind diese Verträge immer etwas teurer als wenn ich von Beginn an den vollen Beitrag zahle. Bei manchen Anbietern sind das über die Laufzeit auch mal 8.000 Euro, die ich mehr zahle. Das sollte ich vorher unbedingt mal rechnen.
Der große Vorteil gegenüber den Nachversicherungsgarantien ist, dass ich auch schon zu Beginn eine höhere Rente versichert habe.
Was ist der Beruf eines Auszubildenden?
Obwohl sich in vielen Bedingungen auch Klauseln finden, um zu regeln, wie ein Auszubildender bei der Berufsunfähigkeits-Versicherung einzustufen ist, ist diese Klausel nicht mal so wichtig. Denn der Bundesgerichtshof hat das mit seinem Urteil von 24.02.2010 IV ZR 119/09 schon geregelt. Bei einem Auszubildenden ist immer der angestrebte Beruf zu berücksichtigen. Das ist in der Erstprüfung vielleicht weniger relevant. Aber in der Nachprüfung und vor allem in der Möglichkeit der konkreten Verweisung geht es ja auch um die Lebensstellung des Versicherten. Und die ist bei einem Azubi nun mal nicht so toll. Wenn er aber ausgelernt hätte, gäbe es ein höheres Einkommen, höheres Ansehen usw.
Deswegen ist es halt nett, wenn der Versicherer das in seinen Bedingungen klarstellt. Aber jeder andere Versicherer müsste es genauso handhaben. Denn an die Urteile des BGH müssen sich alle halten. Sollte es aber doch mal Probleme im Leistungsfall geben, dann kann ein spezialisierter Versicherungsberater oder, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, ein Anwalt helfen.
Ist die Teilzeit-Klausel wichtig?
Ein Azubi arbeitet Vollzeit. Aber ich kann mir einige Szenarien vorstellen, in denen der ehemalige Auszubildende später mal in Teilzeit arbeiten könnte. Der Verfasser dieser Zeilen macht das z.B., damit ich mehr Zeit für meine Kinder habe. Andere müssen es vielleicht machen, weil viele kleinere Unternehmen nur wenige Vollzeitstellen anbieten. Es gibt viele mögliche Konstellationen.
In der Berufsunfähigkeits-Versicherung prüft der Versicherer dann, ob ich noch 50% meinen zuletzt in gesunden Tagen ausgeübten Tätigkeiten nachgehen kann. Wenn ich 4 Stunden am Tag gearbeitet habe, prüft der Versicherer, ob ich noch 2 Stunden täglich arbeiten kann. Grob gesprochen. Tatsächlich ist es deutlich komplexer. Aber im Ergebnis ist es das gleiche.
Mit der Teilzeit-Klausel prüft der Versicherer auch dann auf Vollzeit. Dadurch ist eine Berufsunfähigkeit deutlich wahrscheinlicher. Und ist auch nur fair. Denn auch in Teilzeit zahle ich die vollen Beiträge an die Versicherung.
Unterm Strich
Alles, was ein Auszubildender bei der Berufsunfähigkeits-Versicherung beachten muss, hängt damit zusammen, dass er höchstwahrscheinlich jetzt wenig Geld hat und später höhere Ausgaben. Die Versicherung muss flexibel sein, damit ich auf Änderungen reagieren kann. Eine Teilzeit-Klausel ist vor allem dann super, wenn ich vorhabe, mir während der Kindererziehung die Arbeit mit meinem Partner zu teilen.